12. Juni 2014

Quäl dich, du Muschi, heute ist kein guter Tag zum Sterben!

La Reid Belgien, im Jahre des Herrn 2014.
Wir sind da, und keiner wird das diesjährige Rennen der Ardennen Trophy, je vergessen.


Dazu gibt es gute Gründe, und für mich im Besonderen, da es mein erster 100km Marathon ist.
Es ist eine Geschichte der Unwägbarkeiten, des Wassers, des Schlamms, des Gerölls und der Hitze.
Alles ist perfekt vorbereitet, dachte ich.
Dann kam es, dieses Unwetter in der Nacht vor dem Rennen.
Es ist 2 Uhr, es hagelt, und schüttet wie aus Eimern. Im Keller drückt Wasser durch den Pütt nach oben und draussen fährt die Arche Noah vom Dreiländereck am Haus vorbei zu Tale.
Ja das kann ja heiter werden.
Vielleicht hat es in La Reid ja nicht gewittert und ich kann mich doch noch über mein Trockenreifen-Setup freuen.
Da ich ja tue was ich sage, steht heute mein erster 100km Marathon mit 2650hm auf dem Programm und ich bin soooo aufgeregt. Allein vom draufgucken auf das Profil wird einem schon igitt und das bei vorhergesagten 34 Grad. Das schreit nach Sauna.


Nicht nur, das ich das Tanken vergessen habe, nein ich weiss auch gar nicht so recht wo ich hin muss.
Egal irgendwo bei Theux.
Meine Trankuhr schreit nach Benzin und auf dem letzten Tropfen finde ich eine Tanke, und siehe da geschlossen, und ich Multimedialegastheniker darf mich mit dem vorhandenen bargeldlosen Bezahlsystem auseinandersetzen.
Plötzlich steht da der Markus neben mir, hat mich am Muschistyle erkannt. Das ist toll, er kennt den Weg. Vor Ort treffen wir dann noch auf Wolle, unser Trio ist bereit. Wolle und Markus gehen im Tourentempo auf die 75km und wollen irgendwann die Reste von mir einsammeln.


Nachmelder hinten anstellen, es ist heiss, drückend, schwül und es ist erst 9.30 Uhr.
"Heute werden viele das Rennen nicht beenden" denke ich.
Hoffentlich bin ich nicht dabei, das ist so gar nicht mein Wetter.



Nach dem Start stelle ich nach ein 1km dann auch sofort fest, dass das Trockenreifen-Setup heute schwierig wird. Hier hat es noch mehr geschüttet als bei uns.
Teilweise sind gar keine Wege vorhanden, alles steht unter Wasser, Wasserlöcher gross wie Badewannen und auch so tief.
Und wo kein Wasser ist, findet sich Schlamm in jeder Variation.
Aber der Hit sind die technischen Uphills, die in der Nacht noch Ablaufrinnen für die Wassermassen waren. Nun liegt hier alles rum was das Wasser bewegen konnte, Geröll und Unrat in jeder erdenklichen Form.
Der Schlamm zieht mir die Kraft aus den Beinen, und das noch in Waimes bewährte 32ziger Kettenblatt, ist hier eine Nummer zu gross, beissen.
Bei km 40 denke ich zum ersten Mal darüber nach, wo das noch enden soll.
Ich habe da ein Bild im Kopf.
Tour de France 1997 in den Vogesen und Udo Bölls schreit Jan Ulrich an " Quäl dich du Sau"
Jetzt quäl ich mich, was für eine Schinderei.
Dann gibt es da dieses Mädel, kommt von hinten rangefahren in Ihrem grünen Kraft-Dress, das geht ja gar nicht, beissen.
Quäl dich, du Muschi!
Nicht nur, dass die schnell fährt, die kann auch Berg runter, was ja eigentlich zu meinen Qualitäten zählt. Aber Sie rettet mich über die nächsten 20 km, beissen.



Ab jetzt werden die km rückwärts gezählt, es geht voran.
Quäl dich, du Muschi!
Nach der Streckenteilung bin ich viel alleine. Die Strecke führt oft über offenes Gelände.
Diese Hitze  ist gnadenlos, aber ich finde wieder zu mir, ich schaffe das, ich bin mir sicher.
Da kann mir auch die Aufgabe meiner Hinterradbremse bei km70 egal sein.
Wer bremst verliert, beissen.
Quäl dich, du Muschi!
An der letzten Verpflegungsstelle sehe ich in der Ferne einen markanten blauen Helm und ein rotweiss gestreiftes Trikot. Sind das wirklich Wolle und Markus?
Die hole ich mir, das war genau die Motivation die ich brauche.
3km weiter bei km90 habe ich sie. Ich habe 25km auf sie gut gemacht, da geht noch was.
Die Süssen feuern mich an und schicken mich nach vorne, beissen.
Quäl dich, du Muschi.



Ich muss nochmal einen Extraberg rauf, schaffe es aber sie wieder einzuholen.
Bei km 95 verlässt mich auch meine Vorderradbremse, scheiss drauf geht sowieso nur noch bergan.
Es kommt der Schlussanstieg 2450m lang mit 8% Steigung. Jetzt nochmal Alles und den Geröllpfad rauf in den Wald, bäm, bäm, bäm, ich bekomme Krämpfe, beissen
Schlussspurt muss sein und auch den kriege ich noch hin.
Ich bin ein Sieger, ich habe es geschafft.



Am Ende ist es so wie vermutet, das halbe Starterfeld hat es auf den 100km nicht ins Ziel geschafft, und ich liege mit 7.08.22h im Mittelfeld auf dem 159.Platz gesamt und 43.Platz AK.
Markus und Wolle haben es auch geschafft, aufgeben gibt es nicht, auch wenn man nur eine Tour fährt.

WIR SIND FINISHER !!!






Prost Eure Muschi







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