6. Oktober 2014

Die Betonsanierer 2.0, Dynamit ist keine Lösung.

Da sind sie wieder, die autonomen Betonsanierer, Ortsgruppe Vennbike.
Nach den Heldentaten unseres Erkundungszugs durch das Kalltal vor gut 2 Monaten, sind die Reste unseres Zuges zur Erholung in der Etappe gewesen.
Nachdem wir unsere Kenntnisse zu Beton an den Grenzbefestigungen des Piemonte erweitern konnten, wird es heute wieder soweit sein.
Wir werden wieder als Spähtrupp auf die Suche nach Relikten des zweiten Weltkrieges gehen.
Es geht wieder ins Kalltal, aber dann folgen wir dem Westwall zum Belgenbachtal und expedieren dann die Bunker im Fuhrtsbachtal, Furz ist gut, Mahlzeit.
Der heutige Truppsammelpunkt wird der alte Bahnhof Konzen sein.
Zu der altgedienten Truppe mit MacHartmann, Wolle, Bernd, Tom und Muschi, haben wir uns noch den Wutz Tom als Fernaufklärer eingeladen. Dazu wird sich noch die Kampfgruppe Rapiro und der Versprengte Konrad gesellen.
Die Aufklärungseinheit Till und Vera werden mit ihrem Tandem anderer Wege ziehen.
Morgens 7 Uhr, Tag der deutschen Einheit, hier wo die Zweiheit mit der Eroberung Deutschlands seinen Anfang nahm.
Mein Soldbuch sagt mir, dass der Heimaturlaub vorbei ist.
Es geht wieder weg von Haus und Hof, weg von Frau und Kind, weg von Hund und Katz, in den dunklen, dunklen Wald.
Ein Abschiedskuss, ein Adieu, die Stullen in den Tornister, Marschgepäck verstaut und zurück zu meiner Truppe.
Aachen da beginnt es, Frontstadt, Häuserkrieg und erste von Alliierten eroberte und befreite Stadt Deutschlands.
Ein Stadtkommandant der die Stadt und seine Menschen rettete vor dem Kampf bis zur letzten Patrone und Stadt des Kommandos Werwolf und der Ermordung von Bürgermeister Oppenhoff.
Und es gibt ihn auch hier den Westwall, wie die Panzermauer auf dem Schneeberg, die Panzersperren am Gemmenicherweg und Buschtunnel und natürlich in der neuen Baugrube bei Gut Kullen an der Vaalserstr.
Dasselbe im Aachener Stadtwald, in Lichtenbusch und an der Himmelsleiter, man folge den Drachenzähnen. Und mein erster Bunker.
Bunker 153 beim Gut Entenpfuhl, er dient heute als Fledermausquartier.
Eitel Sonnenschein, wir dürfen nicht nach daheim. Treffpunkt Konzen Bahnhof.
10 Uhr und die Truppe ist da, was so ein bisschen Disziplin ausmacht.
Wir starten ins Paustenbacher Venn, wo wir auch schon unseren ersten Bunker haben.
Wo denn? Na daaaaa! Wie da? Guck doch du Hohlbirne!!!
Von wegen Disziplin, nur weil unser Wolle, der Herr über die Gemarkungen heute ist, muss der nicht denken wir sind bei Hottentotten, hier wird anständig Meldung gemacht.
So ein subversives Verhalten ruft nach Standgericht.
Na wollen wir mal nicht so sein, hat ja einen Bunker gefunden, auch wenn es nur ein dem Westwall vorgelagerter Grenzwachtbunker aus dem Jahre 1936 ist.
Tausendmal vorbeigefahren und nie zur Kenntnis genommen, die Truppe braucht Gucktraining.
Wir fahren über Lammersdorf Richtung Kalltal und sehen dort dann unseren ersten großen Regelbau Typ 96 den Bunker 160 mit nicht mehr vorhandener Kuppel, aber dafür mit Stolperfallen.
Und jetzt ab, dem Wutz Angst machen auf dem Kalltaltrail, und auf den Peterberg wo wir beim letzten Mal den Bunker 105 , einen Doppel MG Schartenstand vergessen haben.

Jetzt wird erstmal zum Mittagsappell geblasen, und es folgt die Ansprache des Tages zu den Gegebenheiten der Schlacht im Hürtgenwald.
Geschichten über den Wahnwitz des Wortes Hurt-genwald für die Yankees, meinem Opa der nach dem Krieg hier Leichen und Munition bergen musste, die Idee Munition einfach in Bombentrichter zu werfen und zuzukippen, bis zur Feststellung, dass aufgeschnittene Artilleriehülsen gute Dachpfannen sind und man Wände mit Kondensmilch streichen kann, um den Brandgeruch zu vertreiben.

Es gibt immer eine Ausrede...
Nach soviel appellieren muss noch mal die die körperliche Leistungsfähigkeit der Truppe unter Beweis gestellt werden auf der Downhillstrecke nach Simonskall.
Wie immer ein paar Simulanten mit rosa Zetteln gibt es immer, bitte schön, Wochenendausgang gestrichen.
Hier wird pariert oder degradiert.
Es geht wieder bergan in den Buhlert mit seinen unversehrten Bunkern wie dem Bunker 131.
Und was soll ich sagen, die Truppe interessiert sich nur für Spaß, Spiel und Spannung (Generation Überraschungsei eben).

Was sagt denn der Gegner von einst.
Der ist ehrfürchtig, vor dem was hier passiert ist. Die Landung in der Normandie war ein Schlüsselerlebnis des Krieges, ja.
Aber die Schlacht im Hürtgenwald hat da noch mal eine andere Dimension.
Es ist die längste Schlacht der amerikanischen Kriegsgeschichte (Sep1944 - Feb1945) und wird hinsichlich der Toten mit der Schlacht von Gettysburg verglichen.
Graben-, Bunker und Waldkrieg, Minenfelder mit Glas und Holzminen und das hinlänglich bekannte gute Wetter in Preußisch Sibirien machen es Monate lang unmöglich, die hoffnungslos unterlegenen deutschen Truppen zu besiegen, Natur siegt über Technik.

General James M. Gavin stellte es dann auch fest.
"Es war die verlustreichste, unproduktivste und schlechtest geführte Schlacht, die unsere Armee geschlagen hat.“

Und somit sei auch festgehalten, dass die erhaltenen Bunker im Buhlert die letzten waren, die im Februar 1945 erobert wurden.

Diese verweichlichten in der Etappe verkommenen Subjekte von Betonsanieren werden jetzt mal so richtig gedrillt, so mit strammgeradelt marsch, marsch, und das zackig.
Es stehen wundervolle 3km Westwallwanderweg auf dem Programm. Rechts der Höcker, au, links das Venn, platsch, in der Mitte 40cm Westwallbeton.
Die Rapiroregenrennmaus hat 180ziger Puls vom geradeausfahren, der Wutz hat gar keinen mehr.
Der weltbeste, schönste und tollste Waffensystemtechniker MacHartmann hat es sich dann auch nicht nehmen lassen uns seine Fehlbarkeit unter Beweis zu stellen, einhändig, Kamera, Foto, plumps.
Und das war es dann auch für die Hälfte der Truppe, unser Tom muss zur Grilloffensive, der Versprengte zurück zu seiner Einheit, der Wutz sucht immer noch sein Gleichgewicht, der Bernd hat Appell bei die Kinder und die Rapiros machen den Stoßtrupp Mützenich zur Erkundung der Rennform Langenberg.

Schrumpftruppe Vennbike, Stoßtrupp Fuhrtsbachtal marschbereit.
Die Nordeifler Weltkriegsgeschichte wird zwar im Großen und Ganzen unter der Schlacht im Hürtgenwald verbucht, nur das Gebiet entspricht heute nicht dem Hürtgenwald wie er in den Karten verzeichnet ist. Es werden auch die angrenzenden Kämpfe rund um die Flüsse Rur, Inde und Wurm, sowie das Gebiet um Vogelsang und Elsenborn dazugerechnet.
Insbesondere um Wahlerscheid, Alzen, Höfen haben schwere Kämpfe im Zusammenhang mit der Ardennenoffensive stattgefunden.

Wir genießen die Trails des Belgenbachtals auf dem Weg Richtung Höfen.
Ich nicht, denn mich erwischt eine Panzermine und zerbröselt mein Hinterrad, da hilft auch kein Latex mehr, ein Schlauch muss her.
Da die Kaltverpflegung aufgebraucht ist und keine Feldküche in Sicht, bleibt uns zwecks Verpflegungsaufnahme, nur die Einkehr in eine gute Stube.
Gestärkt und motiviert, müssen jetzt noch die Bunker im Fuhrtsbachtal gefunden werden zwischen Fuhrtbach und Narzissenwiesen.

zu Bild 1. Bunker 201/201A, Bild 2 & 3. Bunker 144
Die Ausmaße der hier stehenden Bunker sind wirklich enorm.
Die Bunker 121 und 201 sind Regelbauten 107 mit 2 Kampfräumen und Bereitschaftsräumen mit 12 Betten, insgesamt 7 Räume auf 13x14m und einer Betonwandstärke von 2m.
Alleine 10 stück standen hier im Fuhrtsbachtal.
Der Bunker 121A ist im Volksmund als Sprengbunker bekannt.
In ihm wurden nach dem Krieg Munition, Granaten und Minen zur Sprengung gebracht.
Und das war es dann auch mit der heutigen Exkursion der Betonsanierer.
Der Rückweg ein Kampf gegen die Dunkelheit, unser Stoßtrupp gibt alles, Belgischer Kreisel auf dem belgischen Hoheitsgebiet des Vennbahnradwegs.
Ende aus und vorbei, es wird dunkel, 120km und ich gebe in Konzen auf, Bier her, Bier her, oder ich fall um.
Prost eure Muschi

Und hier gibt es den ersten Teil vom Betonsanierer

Wutz on wheels hat auch was geschrieben

Bunker 121A:
Bunker148:
Zu guter Letzt noch ein Hinweis,
Im Hürtgenwald liegen immer noch viele gefährliche Relikte des Krieges, angefangen von Munition, Bomben und Waffen aller Art, bis hin zu Ausrüstungsgegenständen.
Es ist sehr gefährlich bis tödlich diese Gegenstände zu bewegen oder auszugraben, lasst es.
Die Bunker, Unterstände und Laufgräben können auch so manche Gefahr bergen, darum lieber weg bleiben. Alles was wir hier gemacht haben tun wir aus eigenem Antrieb auf eigenes Risiko.
Es soll sich keiner beschweren wenn was passiert, im Hürtgenwald hat es schon zu oft BUM gemacht.

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